W123 Mercedes Oldtimer Restauration

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Mercedes Benz W123 

Was dem Volkswagenfahrer der Golf geworden war, wurde für viele Autofahrer der Mercedes W123. Das reichte so weit, dass 1980 sogar mehr 123er Mercedes als Golf verkauft wurden. Und es sollte noch besser kommen: nicht nur, dass der Mercedes mit rund 2,7 Millionen der meistverkaufte Benz aller Zeiten wurde, sogar etwas sehr Außergewöhnliches war zu beobachten, was es danach nie wieder gab: die Bestellungen stiegen so sprunghaft an, dass zunächst bis zu einem Jahr auf den Neuwagen gewartet werden musste.

Später belief sich die Wartezeit sogar auf bis zu drei Jahre. Neuwagenverträge wurden seinerzeit mit Aufschlägen von bis zu 5.000 DM verkauft und Jahreswägen der 123er Baureihe konnten ebenfalls über dem Listenpreis verkauft werden. Zunächst war es deshalb ein Glücksfall für Mercedes, dass die Vorgängermodelle, die W114 und W115 Strich-Acht Modelle, noch ein Jahr parallel zum 123er produziert wurden.

Mercedes W123: Innovation und technischer Fortschritt pur

Natürlich, wie sollte es anders sein, schrieb der W123 nicht nur Modellgeschichte, auch technisch setzte er wieder teilweise schier unerreichbare Maßstäbe für andere Hersteller in Sicherheit und Komfort. So war es der Airbag, den die Mercedes-Benz AG bereits seit den 1960ern entwickelte und der dann im 123 erstmals erhältlich war. Zunächst als Fahrer- und dann als Beifahrer-Airbag. Aber auch die Sicherheitsfahrgastzelle wurde bei Mercedes im W123 ausgereift.

Lange Knautschzonen, die viel Energie absorbieren konnten, waren das Resultat. Ergänzend wurde eine Sicherheitslenksäule konzipiert, die bei einem Unfall seitlich wegknickt und sich somit nicht in den Innenraum bohren kann. Die bereits in W114 und W115 eingesetzte Querlenkerachse wurde für den 123er weiterentwickelt, außerdem hielt die Doppel-Querlenkervorderachse aus der S-Klasse Einzug in das obere Mittelklassenfahrzeug und dem Vorgängermodell der E-Baureihe.

Selbst die Spureigenschaften konnte Mercedes derart verbessern, dass es beim Bremsen nicht mehr zu einem unkontrollierten nach innen oder außen verziehen der Räder kam. Außerdem wurden die ersten ABS-Systeme im W123 allerdings noch sehr teuer angeboten.

Mercedes W123 Limousine, Kombi und Coupé

Insgesamt gab man bei Mercedes also eindeutig die Marschrichtung für andere Automobilhersteller vor. Einzig die Motorenpalette aus diversen Diesel- und Benzinermotoren war nicht mehr die frischeste, schließlich wurden die Motoren nahezu unverändert von der Vorgängerbaureihe übernommen. Dazu kam ergänzend, dass diese Motoren noch auf Entwicklungen der 1950er zurückgingen. Anfang der 80er war es dann so weit und Mercedes präsentierte im W123 komplette Motorenneuentwicklungen.

Die Erfolgsgeschichte des zeitlos schönen Modells war damit nicht mehr aufzuhalten.

Ebenso verdingte man sich bei Mercedes nun auch als Innovator für mehr Lebensgefühl beim Fahren und es wurden Kombis angeboten, die nicht einfache Handwerker-Fahrzeuge waren. Vielmehr wurden die T-Modelle genannten Kombis (ableitend von Tourismus und Transport) luxuriös ausgestattet und vermittelten Esprit und Lifestyle. Außerdem war auch noch das Coupé im Angebot.

Schon beim Vorgänger, dem Strich-Achter, zeichnete sich die Popularität der Coupés ab, also beschloss man, das W123 Coupé etwas eigenständiger zu gestalten.

Sonderfahrzeuge und aufkommendes Tuning

Der Radstand wurde etwas verkürzt, das Dach abgeflacht und die Front- und Heckscheibe mehr abgeflacht. So erhielten die Coupés eine noch sportlichere Note. Wurden die Seitenfenster heruntergelassen, ergab sich durch die fehlende B-Säule eine noch bessere Optik, folglich wurde das Coupé ein echter Verkaufsschlager. Darüber hinaus bot Mercedes auch wieder eine Langversion mit an. Diese fand besonders im Nahen Osten eine breite Abnehmerzahl.

Sonderaufbauten wie für Krankenwägen, den Polizeidienst etc. wurden wie immer nicht werksintern hergestellt. Ebenso bei Cabriolets, denn dafür wurden Coupés in der Bodengruppe verstärkt und dann das Dach abgenommen, allerdings von Unternehmen, die nichts mit Mercedes zu tun hatten. Nun kam auch die Zeit der Edeltuner. Brabus, AMG und Lorinser machten sich daran, den Vorläufer der E-Klassen zu veredeln.

Optisch und auch in der Leistung wurden die Automobile stark aufgewertet. So sind es heute vor allem originale AMG-Umbauten, die auch bei Sammlern gefragt sind, wurden hier doch auch die Aggregate einem nachhaltigen Leistungstuning unterzogen.

Mercedes Benz W123 Turbodiesel werden tauglich für die Oberklasse

Bei den Motorisierungen blieb sich Mercedes zunächst treu: 200, 220, 240, 250, später dann mit K-Jetronic als 200 E, 220 E, 240 E und 280 E bei den Ottomotoren und mit 200 D, 220D, 240 D, 300 D und später auch 240 TD sowie 300 TD als Turbodiesel. Übrigens war es ebenfalls Mercedes, der die Turbodieseltechnik einführt und bei herkömmlichen Pkws überhaupt erst salonfähig machte. In den USA wurde das Coupé, das in Europa ausschließlich mit Benzinern angeboten wurde, im Coupé verbaut. So hielten die Dieselmotoren auch bei den sportlichen Coupés und auch bei der S-Klasse Einzug.

Auch Viergang-Schalter gab es noch, 5-Gang-Getriebe wurden aber immer beliebter. Eine Lenkradschaltung, wie beim Vorgänger noch optional zu haben, wurde nicht mehr angeboten. Daran sollte sich auch lange Zeit nichts mehr ändern. Einzig für das Ausland wurden geringe Stückzahlen W123 für den Polizeidienst mit Lenkradschaltung bestückt.

Die Zuverlässigkeit der Technik war ebenfalls bald wieder legendär. Lesererhebungen der auto motor sport kamen zu dem Schluss, dass die durchschnittliche Laufleistung zum Zeitpunkt der ersten Panne bei circa 850.000 km lag.

Modellpflege beim 123er

Vom W123 gab es drei wichtige Aufwertungen, die Serien 1 bis 3. Zunächst waren die Halogenscheinwerfer noch den oberen Motorisierungen und Coupés vorbehalten, während die W123 mit kleinen Motoren die doppelrunden Scheinwerfer, auch als Ochsenaugen bekannt geworden, erhielten. Ab Serie 2 erhielten dann alle die schöneren Vollscheinwerfer. Die zweite Modellserie bekam jetzt moderne Kippschalter in die Armaturen, neue Stoffbezüge und serienmäßig eine pneumatische Leuchtweitenregulierung.

In der dritten Serie wurden Servolenkung und Zebrano-Einlagen im Innenraum Serie, außerdem Stoffseitenverkleidungen. Die beim Strich-Achter erfolgreich eingeführte Sonderzubehör-Politik wurde auch beim 123er erfolgreich ausgebaut. Die serienmäßig ab 18.000 DM erhältlichen W123 konnten schnell das doppelte einer Serien-S-Klasse kosten, nämlich bis zu 80.000 DM.

123er Schwachstellen

Wie bereits erwähnt, ist es wieder nicht die Technik, die beim Restaurieren oder beim Kauf des Youngtimers Probleme bereitet. Auch beim 123er ist es einmal mehr die Korossion, die viel Ärger bereiten kann. Bei keinem Benz dieser Zeit darf das leidige Problem mit den Wagenheberaufnahmen fehlen, ebenso die äußeren Innenbleche im Kofferraum und die Stoßstangenhalterungen. Auch an den Rückleuchtenaufnahmen kann es Mercedes typisch zu Problemen kommen und Wasser in den Kofferraum eindringen.

Bei hohen Laufleistungen sind es dann eher Fahrwerksprobleme, weil diese bei den hohen Laufleistungen oft vernachlässigt wurden, während die Motoren und Getriebe immer gut in Schuss sind. Das Achsdifferenzial neigt gerne zu einer gesteigerten Geräuschentwicklung, auch das Kardanwellen-Zwischenlager wird oft zu tauschen vergessen.

In der Entwicklung vom Youngtimer zum Klassiker – der W123

Wie bei allen Mercedes-Modellen gilt beim 123er auch, je seltener ein Modell oder je außergewöhnlicher die Sonderausstattung, desto besser der Preis. Stimmt jedoch der Allgemeinzustand schon nicht, sind enorme Abstriche zu machen. Das bedeutet aber auch, günstig an aufbaufähige Fahrzeuge oder Teileträger zu kommen – noch. Allerdings gehen die Preise auch nicht zu tief, denn die 123er sind auch in Afrika heiß begehrt und dann kann es schon sein, dass ein W123 eher in den Export geht, um zum Wüstenschiff zu werden.

Auf jeden Fall ist es wie bei anderen Mercedes-Modellen auch beim W123 das besondere Fahrgefühl eines Mercedes. Man setzt sich in das Auto, die gewölbte Haube glänzt in der Sonne, die Tür fällt satt ins Schloss und nach dem Motor starten sind die Außengeräusche dennoch angenehm gedämpft. Selbst W123 im desolaten Zustand vermitteln das Gefühl von Komfort und Flair.

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